Da alle meine mir bislang bekannten direkten Vorfahren Bauern aus dem Norden Deutschlands waren, reichen die verfügbaren Unterlagen wie Kirchenbücher häufig nur bis zum dreißigjährigen Krieg zurück – wenn überhaupt. Bei meiner Frau ist das anders, bei ihr finden sich durchaus „prominente“ Vorfahren. Dies führt dazu, dass man auch Verwandte in Generationen vor dem dreißigjährigen Krieg findet, gleichzeitig ist die Quellenlage aber ungleich schwieriger.
So ist einer der Vorfahren meiner Frau in siebter Generation Johann Philipp Fresenius, Pfarrer in Frankfurt und verheiratet mit Charlotte Friederike Miltenberger, Tochter von Elisabeth Trainer. Das Geschlecht der Trainer lässt sich über diverse Quellen – deren Aufarbeitung und Überprüfung sicherlich noch mal ein Thema für einen gesonderten Beitrag ist – bis zu einem gewissen Wolfhart Trainer (etwa 1325 – 1378) und darüber hinaus zurückverfolgen.
Wolfhart soll um 1350 eine Margarethe Zant geheiratet haben, Tochter von Ulrich II. Zant (siehe zum Beispiel hier, hier, hier oder hier). Die Zants waren ein bedeutendes Patriziergeschlecht im Regensburg des 13. und 14. Jahrhunderts, was die Verbindung von Wolfhart und Margarethe ziemlich spannend machte.
Leider lässt sich jedoch nicht nachvollziehen, auf welchen Quellen diese Angaben beruhen. Ich gehe davon aus, dass sich die meisten auf die vierbändige Ausgabe „Das Geschlecht der Trainer von 1250 bis zur Gegenwart“ (1964-1966) von Wolfhart Trainer (heißt wie sein Vorfahre) beziehen (oder fleißig voneinander abgeschrieben haben), aber wenn Quellen nicht genannt werden kann man nur vermuten.
Joachim Friedl, der am Lehrstuhl für bayerische Landesgeschichte an der Universität Regensburg forscht, hat sich im Rahmen seiner Dissertation „Die Zant als Vertreter des Regensburger Patriziats im 13. und 14. Jahrhundert“ (Stand 11/2016 noch nicht veröffentlicht) auch mit Ulrich II. beschäftigt mir freundlicherweise einen Vorab-Auszug seiner Arbeit zur Verfügung gestellt.
Friedl kommt dabei zu dem Ergebnis, dass Wolfhart Trainer zwar durchaus eine Ehefrau namens Margarethe gehabt haben könnte, diese jedoch nicht mit der Familie Zant in Verbindung gebracht werden kann. Dagegen sprechen aus seiner Sicht mehrere Gründe:
- Wolfhart Trainer stützte sich auf ältere Geschlechterbeschreibungen, die vielfach auf Erinnerungen basierten (Trainer, Georg: Gedächtnisregister des Trainerschen Geschlechts) und auch an anderen Stellen nachweislich fehlerhaft seien.
- Außerdem stützten die dort angegebenen Belegstellen (z.B. Hundts Bayerisches Stammenbuch 3 S. 716-717 und 787-788) die Aussagen nicht.
- Eine Person mit Namen Margarethe Zant wird in Regensburger Quellen sonst nirgendwo erwähnt. Im Gegenteil: Als Gattin des Wolfhart Trainer würde im Leibgedingsverzeichnis von 1359 eine Diemut genannt.
- Es werden von Georg Trainer Testamente des Wolfhart Trainer mit Margarethe Zant erwähnt, die heute nirgendwo mehr verzeichnet seien.
Auch wenn damit nichts bewiesen ist gehe ich davon aus, dass die Ehefrau von Wolfhart Trainer keine geborene Zant war. So bleibt also nur, die Verbindung von Wolfhart Trainer und Margarethe Zant entweder zu löschen oder zumindest als umstritten zu kennzeichnen.